© Steffen Walther, Seniorenbüro Jena
Mit Hilfe von Sprachassistenten das Licht anschalten oder die Wohnung mit einem Roboter saugen, der die zu reinigenden Flächen erkennt: Im Projekt „Digitale Souveränität älterer Menschen mit KI-Technologien fördern” werden derzeit auch Smart-Home-Geräte getestet.
Smart Home umfasst verschiede digitale Techniken und Verfahren, die das Wohnen bequemer, sicherer und einfacher machen sollen und dabei ggfs. auch noch Energie und Kosten sparen. Von Smart Home spricht man vor allem auch dann, wenn die „intelligenten“ Geräte miteinander vernetzt sind und zentral zum Beispiel über Apps auf dem Smartphone oder Tablet gesteuert werden können.
Häufig trifft man beim Thema Wohnen im Alter auch auf die Bezeichnung „Ambient Assisted Living“ (AAL), gemeint sind damit altersgerechte Assistenzsysteme, die ältere Menschen bzw. Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen dabei unterstützen sollen, möglichst lange ein selbstständiges, selbstbestimmtes Leben zuhause zu führen.
Vorneweg: Auch wenn immer wieder von smarten, also intelligenten Geräten die Rede ist: Smart-Home-Technik funktioniert meist auch ohne Methoden der KI: Schon lange gibt es Zeitschaltuhren, die Beleuchtung, Heizung, Blumenbewässerung oder Jalousien regeln. Für den Zugriff auf eine Überwachungskamera oder das Vernetzen von verschiedenen Haushaltsgeräten reicht eine Verbindung ins Internet. KI-Technologien kommen zum Beispiel dann ins Spiel, wenn Sprachassistenten genutzt werden oder die durch verschiedene Sensoren gesammelten Daten aufeinander und auf die Bewohnerinnen und Bewohner abgestimmt werden. So würde sich zum Beispiel auf Grundlage der Gewohnheiten und Vorlieben der Bewohnerinnen und Bewohner das Licht anpassen, die Heizung hochdrehen oder Nachschub für den Kühlschrank bestellt werden.
16 lokale Partner testen Smart-Home-Geräte
Die Vorteile, die digitale Technik beim Wohnen für Ältere bieten, liegen auf der Hand: Sie kann für mehr Sicherheit sorgen, den Kontakt mit anderen Menschen vereinfachen und den Alltag erleichtern. So wie mittlerweile statt Waschbrettern Waschmaschinen in den meisten Haushalten zu finden sind, könnten in Zukunft eben Roboter das mühsame Fensterputzen und Staubsaugen übernehmen.
Oft sind die Möglichkeiten der digitalen Alltagshelfer allerdings nicht bekannt. Alle 16 lokalen Partner des Projekts „Digital souverän mit KI“ haben sich daher entschieden, auch smarte Geräte rund um das Wohnen auszuprobieren. Dazu gehören Sprachassistenten, Staubsauger- und Fensterputzroboter, Bewegungssensoren, Lichtsysteme, Heizungsthermostate, Türschlösser und -spione, Überwachungskameras, sprachgesteuerte Steckdosen und Jalousien sowie ein Sturzmeldesensor. Die Geräte werden im Laufe des Jahres getestet, bewertet und älteren Menschen vorgestellt. So wurden zum Beispiel in Videokonferenzen bereits Bewegungssensoren und Smart-TVs mit allen Vor- und Nachteilen diskutiert. Einige Partner leihen die Testgeräte auch nach Hause aus, so dass sie in der eigenen Wohnung ausprobiert werden können.
Die Reaktionen und Rückmeldungen, die unter anderem über Fragebögen abgegeben werden können, sind sehr gemischt. Sie reichen von großer Begeisterung und sofortigem Kauf bis hin zu vernichtender Kritik. Das kann sogar ein und dasselbe Gerät betreffen. Bemängelt werden vor allem unverständliche Bedienungsanleitungen, eine zu komplizierte Einrichtung, und zu wenige Angaben, welche Daten wie verwendet werden. Bei Staubsauger- und Fensterputzrobotern wird von einigen die Putzleistung für nicht ausreichend befunden. Andere sehen es pragmatischer, nutzen die Geräte für die alltägliche Reinigung, die eben ab und an noch einmal ein Nachputzen erfordert. Gelobt wurde außer Sprachassistenten vor allem Sicherheitstechnik, wie zum Beispiel eine mit einer Kamera verknüpfte Türklingel: Über das Smartphone kann damit nachgeschaut werden, wer vor der Tür steht. Verbunden mit einem entsprechenden Türschloss kann dann bei einer vertrauten Person die Tür direkt vom Sofa aus geöffnet werden.
Smart-Home-Anbieter
Im Projekt „Digital souverän mit KI“ werden vor allem Geräte getestet, die allein für sich bzw. mit Sprachassistenten funktionieren. Zum einen, um zu zeigen, dass schon einzelne Technologien den Alltag erleichtern können, ohne, dass gleich das gesamte Haus umgerüstet werden muss, zum anderen, weil diese schlichtweg besser ausgeliehen und von verschiedenen Personen in unterschiedlichen Häuslichkeiten ausprobiert werden können. Grundsätzlich sollte beim Kauf von Smart-Home-Geräten unbedingt darauf geachtet werden, dass sie miteinander kombinierbar sind. Mittlerweile gibt es zahlreiche Smart-Home-Anbieter. Unterschieden wird dabei zwischen geschlossenen und offenen Systemen. Bei geschlossenen Systemen ist man an einen Hersteller gebunden, dafür sind die einzelnen Komponenten gut aufeinander abgestimmt. Bei offenen Systemen können Geräte verschiedener Anbieter zusammengestellt werden. Außer Geräte, die über Sprachassistenten gesteuert werden, gibt es umfassende Systeme wie zum Beispiel die Smart-Home-Systeme von Bosch, Hornbach oder Telekom (Magenta). Einen Vergleich dazu finden Sie zum Beispiel bei der (kommerziellen, aber durchaus sehr informativen) Website der Home & Smart GmbH.
Lernangebote und Erfahrungsorte
Einige Projektpartner bringen bereits viele Erfahrung in der Wohnberatung mit, dazu gehören Tecla e.V. in Wernigerode, der Verein Miteinander-Füreinander in Ebersburg und das Seniorenbüro in Jena. In Wernigerode und Ebersburg können Interessierte unter anderem Musterwohnungen besichtigen, in Jena kann man sich während der Wartezeit auf einen Beratungstermin in einem smarten Wartezimmer (siehe Bild) schlau machen. Alle drei sind in der Facharbeitsgemeinschaft Technikberatung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung aktiv. Auch viele weitere kommunale und gemeinnützige Technikberatungsstellen engagieren sich in der Wohnberatung oder bieten Musterwohnungen an. Speziell zum Thema Smart Home für Ältere gibt es allerdings noch recht wenige Angebote. Deutscher Partner ist das Institut für Lern-Innovation (ILI). Bereits im Juni 2019 wurde die Bedarfsanalyse „Smart Home für Senioren“ veröffentlicht. (Hier geht’s zum PDF). Eine Lernplattform soll im Frühjahr 2021 starten. Wir sind gespannt!
Weitere Informationen
Zum Einstieg
Deutsches Zentrum für Altersfragen: Smart wohnen. Ein Film zum Achten Altersbericht der Bundesregierung (ca. 3,5 Minuten)
Im Film werden einige Smart-Home-Beispiele vorgestellt und es wird erläutert, was im Achten Altersbericht der Bundesregierung dazu empfohlen wird.
Hier geht’s zum Film „Smart Wohnen“
BMFSFJ: Online-Veranstaltung: Smart wohnen (Zusammenfassung ca. 16 Minuten)
In der Online-Veranstaltung sprach die Bundesfamilienministerin mit Älteren über deren Technikerfahrungen. Außerdem kamen verschiedene Expertinnen und Experten aus Kommunen, Wohnungswirtschaft und Wissenschaft zu Wort. Die Zusammenfassung der Veranstaltung
Hier geht’s zum Video der Veranstaltung „Smart Wohnen“
Linkliste mit Hinweisen aus der Veranstaltung (PDF)
Verbraucherzentrale: Smart Surfer – Fit im digitalen Alltag: Ein Blick in die Zukunft des Internets
Das neunte Modul der Lernhilfen für Smart Surfer der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bietet einen guten Einstieg in intelligente Endgeräte, deren Vernetzung und dem entsprechenden Datenschutz.
Zum PDF „Ein Blick in die Zukunft des Internets“ geht’s hier
Verbraucherzentrale: Smart Home – Das “intelligente Zuhause”
Die Verbraucherzentrale gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Smart Home.
Hier geht’s zum Themenschwerpunkt „Smart Home – Das “intelligente Zuhause” der Verbraucherzentrale
Silver-Tipps: Podcast – Wenn der Teppich den Notarzt ruft (ca. 1,5 Minuten)
SWR-Computer-Experte Andreas Reinhardt gibt einen kurzen Überblick über Assistenzsysteme.
Hier geht’s zum Podcast „Wenn der Teppich den Notarzt ruft“
Zawiw: Zuhause Wohnen im Alter mit digitaler Unterstützung
Die digitale Pinnwand (Padlet) des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung bietet eine Informationssammlung rund um Wohnen im Alter mit digitaler Unterstützung
Hier geht’s zur Pinnwand „Zuhause Wohnen im Alter mit digitaler Unterstützung“
Hier geht’s zur Aufzeichung des gleichnamigen Vortrags
Digital-Kompass: Themenquartal „Smart Home im Alter“
Der Digital-Kompass bietet einen Newsletter, eine Linkliste, Artikel und digitale Veranstaltungen rund ums smarte Wohnen an.
Hier geht’s zur Themenseite “Smart Home im Alter”
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg: Wohnen im Alter – Mit digitaler Unterstützung
Die Broschüre richtet sich an Wissensvermittler und befasst sich vor allem mit AAL. Neben Einsatzfeldern, technischen Voraussetzungen wird auch auf Finanzierungsmöglichkeiten eingegangen.
Hier geht’s zur Broschüre “Wohnen im Alter” (PDF)
Bitkom: Familienfreundliches Smart Home
Leitfaden, wie das Smart Home den Alltag erleichtern kann
Hier geht’s zum Bitkom-Leitfaden (PDF)
Frauenhofer IGD: Ambient Assisted Living
Die Broschüre wirft einen kurzen Blick auf die Forschung rund um AAL und erläutert verschiedene Einsatzmöglichkeiten.
Hier geht’s zur Broschüre “Ambient Assisted Living” (PDF)
Technikdatenbanken und Musterwohnungen
Nicht jedes smarte Gerät oder jeder digitale Alltagshelfer beinhaltet KI. Wer an digitalen und technischen Alltagshelfern interessiert ist, kann sich in diesen Datenbanken einen Überblick darüber beschaffen, welche Technologien es überhaupt gibt. Außerdem lohnt ein Blick in (virtuelle) Musterwohnungen.
Digi-Quartier: Technikdatenbank
Ein Wegweiser zu Technik, die den Alltag leichter, sicherer und komfortabler machen kann.
Hier geht’s zur Technikdatenbank
VTTNetz: Geräte-Wiki und virtuelle Musterwohnungen
Das VTTNetz stellt ein Geräte-Wiki und eine Sammlung mit virtuellen Musterwohnungen zur Verfügung.
Hier geht’s zum Geräte-Wiki des VTTNetz
Hier geht’s zur Sammlung „Virtuelle Musterwohnungen“ des VTTNetz
Forschungszentrum Informatik: Wegweiser Technik und Alter
Die Datenbank des FZI sammelt und beschreibt Produkte, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter unterstützen. Derzeit in Überarbeitung, nach Rücksprache mit dem FZI aber in Kürze wieder online verfügbar.
Hier geht’s zum Wegweiser Technik und Alter
Frauenhofer Institut: AAL erleben – Wo Technik ein Zuhause findet
Die Infografik bietet eine Übersicht zu Musterwohnungen mit AAL in Deutschland.
Hier geht’s zur Infografik (PDF)
Datenkompetenz
KI-Campus / VHS: Online-Kurs Stadt | Land | Datenfluss
Der Online-Kurs Stadt | Land | Datenfluss bietet auch einen Abschnitt zu smarten Geräten im Alltag
Hier geht’s zum Online-Kurs Stadt | Land | Datenfluss, Abschnitt Smarte Geräte im Alltag
LKA Niedersachsen: polizei-praevention.de
Das Landeskriminalamt Niedersachsen biete viele Sicherheitstipps rund um Smart Home
Hier geht’s zur Website polizei-pravention.de
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): #einfachaBSIchern
Das BSI hat seine Angebote für Verbraucherinnen und Verbraucher für die Informationskampagne #einfachaBSIsichern neu aufbereitet und ergänzt.
Hier geht’s zu den BSI-Tipps zu Smart-TVs und Smart Home
Deutschland sicher im Netz / BSI: Cyberfibel
Die Cyberfibel gibt Orientierung dabei, sich selbstbestimmt und sicher durch die digitale Welt zu bewegen. Ein Abschnitt widmet sich auch dem Thema „Im Smart Home“ leben.
Hier geht’s zur Cyberfibel
iRights e.V. ANNA – Das vernetzte Leben
Das Angebot von iRights e.V. befasst sich mit der Frage, welche Rolle intelligente technologische Systeme bereits heute in unserem Alltag spielen.
Hier geht’s zum Themenbereich Vernetztes Wohnen”
Forschung
Universität Heidelberg u.a.: SMART-AGE
Das Vorhaben Smart-Age geht der Frage nach, wie vernetzte digitale Assistenzsysteme die Lebensqualität von Menschen in höherem Alter verbessern können.
Hier geht’s zu SMART-AGE
Universität Heidelberg u.a.: DiBiWohn
Beim Verbundprojekt DiBiWohn sollen unter anderem ältere Menschen, die in Pflegewohnungen und Betreutem Wohnen leben, erreicht werden. So sollen Bildungs- und Handlungskonzepte entwickelt werden, um hochaltrigen Menschen digitale Zugänge und Kompetenzen zu vermitteln, so dass sie länger selbstständig bleiben und (wieder) am sozialen Leben teilnehmen können.
Hier geht’s zu DiBiWohn
Wussten Sie?
Im Schlaf lernen. Dieser Ausspruch ist nicht nur bildlich gemeint, Kinder und auch Erwachsene lernen im Schlaf. Erlebtes wird im Tiefschlaf verarbeitet und im Gedächtnis gespeichert.