Politische Bildung im Alter (Teil 3) – Die Digitalisierung als zusätzlicher Risikofaktor für die politische Bildung älterer Menschen

Im letzten Artikel haben wir zusammengefasst, warum eine gesunde Demokratie politische Bildung im Alter braucht. Nun wollen wir uns mit einem besonderen Bereich befassen, der Einfluss auf die politische Meinungsbildung älterer Menschen hat: die Digitalisierung.

 

Medienkompetenz älterer Menschen

Digitale Medien dienen der politischen Meinungsbildung, können aber auch irreführen und Falschinformationen verbreiten. Das kann die Demokratie schwächen. Hinzu kommt, dass es älteren Menschen im Durchschnitt weniger Erfahrung im Umgang digitalen Medien haben. Ihre Medienkompetenz fällt schlechter aus als in jüngeren Altersgruppen. Sie sind nicht mit Social Media und co. aufgewachsen und wurden dementsprechend weniger gut über damit einhergehende Gefahren aufgeklärt. So werden beispielsweise Falschinformationen (so genannte Fake News) „besonders von älteren Menschen vermehrt verbreitet […]. Zum Beispiel teilen US-amerikanische Erwachsene über 65 Jahre 7-mal häufiger Artikel mit falschen Informationen als jüngere Erwachsene. Überraschend: Wenn man Nutzer [und Nutzerinnen] von sozialen Netzwerken fragt, ob sie aktiv falsche Beiträge teilen würden, nimmt die Bereitschaft mit zunehmendem Alter ab. Das wirft die Frage auf, welche Faktoren eine erhöhte Anfälligkeit älterer Erwachsener für ‚Fake News‘ begünstigen“ (Oelke, 2021).

 

Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von Wahrheit und Fälschung

In Anbetracht ihres überdurchschnittlichen Allgemein und Erfahrungswissens sind ältere Menschen eigentlich besser in der Lage wahre und falsche Informationen zu unterscheiden. Allerdings tendieren ältere Menschen eher dazu, die Ursprungsquelle von Informationen zu vergessen und verlassen sich vermehrt darauf, wie häufig ihnen Meldungen angezeigt wurden. Da vor allem drastische Falschmeldungen sich wie ein Lauffeuer verbreiten und aus verschiedenen Quellen auf die Lesenden einprasseln können, laufen ältere Menschen hier schneller Gefahr, diese für bare Münze zu nehmen (vgl. Oelke, 2021). „[Ä]ltere Menschen sind eher Neulinge im Internet und auch digital geübte Erwachsene haben Schwierigkeiten, verlässliche Nachrichtenquellen zu erkennen. Besonders tückisch sind Falschmeldungen in Kombination mit manipulierten Bildern. Sie erhöhen die Bereitschaft, die Informationen auf sozialen Medien zu teilen. Bei der Betrachtung von veränderten Bildern übersehen ältere Erwachsene eher hinzugefügte oder entfernte Objekte, verzerrte Winkel oder inkonsistente Schatten. Das spricht dafür, dass die Fähigkeit, echte von gefälschten Fotos zu unterscheiden, mit dem Alter abnimmt“ (Oelke, 2021). Aktuell gibt es noch keine vergleichbare deutsche Studie zu dem Thema, aber ein ähnliches Verhalten deutscher Senioren und Seniorinnen kann angenommen werden.

 

Was sind Filterblasen und wie beeinflussen sie die politische Meinungsbildung?

Auch so genannte ‚Filterblasen‘ können für ältere Menschen im digitalen Raum zum Problem werden. Eine ‚Filterblase‘ bezieht sich auf eine Situation, in der Menschen, insbesondere im Internet und in sozialen Medien, dazu neigen, nur mit Informationen und Meinungen konfrontiert zu werden, die ihren eigenen Überzeugungen und Interessen entsprechen. Dies geschieht, weil Algorithmen in sozialen Medien und Suchmaschinen dazu neigen, den Nutzern Inhalte vorzuschlagen, die auf ihren bisherigen Aktivitäten und Interaktionen basieren. Die Folge ist, dass Menschen in einer Blase von Informationen und Meinungen gefangen sein können, die ihre eigenen Ansichten bestätigen und alternative Perspektiven ausschließen (vgl. SWR Fernsehen 2022). „Die Informationsvielfalt, die jeder von uns ja eigentlich bräuchte, um sich eine ausgewogene Meinung bilden zu können, kommt so oft zu kurz“ (SWR Fernsehen 2022). Filterblasen sind kein reines Online-Phänomen: auch Fernsehsender oder Zeitungen können einseitige Sichtweisen abbilden und selbst im privaten Umfeld bewegen die meisten Menschen sich in Filterblasen, wenn sie sich vor allem mit Menschen umgeben, die ihnen ähnlich sind, ähnliches erlebt haben, da dies die Vielfalt an Ansichten und Informationen begrenzt (vgl. SWR Fernsehen 2022).

 

Wo liegt die Gefahr?

Problematisch sind ‚Fakenews‘ und ‚Filterblasen‘ vor allem, wenn es um politische Themen geht und Meinungen über bestimmte Themen oder Personengruppen durch extreme und radikale Inhalte immer weiter verschärft werden, weil Menschen, die sich Inhalte ein paar Mal angesehen haben von den Algorithmen immer tiefer in diese Themenfelder hineingezogen werden (vgl. SWR Fernsehen 2022).

Darum sollte politische Bildung im Alter auch immer eine Medienbildung beinhalten und dazu ermächtigen, auf verlässliche Informationen zugreifen zu können, statt Falschinformationen zu vertrauen. Gleichzeitig muss sie den Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Erfahrungshorizonte herstellen und die Verständigung befördern. Doch das ist leichter gesagt als getan. Wie muss politische Bildung also aussehen? Und an welchen Stellschrauben können wir ansetzen, um gezielt ältere Menschen mit diesen Angeboten zu erreichen?

 

Lesen Sie dazu mehr in den vorherigen bzw. folgenden Artikeln:

Teil 1: Start in das Schwerpunktthema politische Bildung im Alter

Teil 2: Wieso eine gesunde Demokratie politische Bildung im Alter braucht

Teil 4: Politische Bildung als Lösung?

Teil 5: Der Mangel an politischen Bildungsangeboten für ältere Menschen

Teil 6: Verstärkende Faktoren für politische Unzufriedenheit

Teil 7: Was muss sich verändern? Wo setzen wir an?

 

Quellen:

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