Startseite » Praxisbeispiel » Senior*innen drehen Kurzfilme mit dem Smartphone
Seit September 2018 produzieren ältere Menschen mit Unterstützung von Schülerinnen und Schülern der Berufsfachschule Altenpflege der Bv. ARBEIT UND LEBEN Süd Kurzfilme mit ihren Smartphones. Am praktischen Beispiel trainiert das den kompetenten Umgang mit dem mobilen Gerät, die Kommunikation zwischen den Generationen und die aktive Teilhabe an einer zunehmend digitalen Gesellschaft.
Die Möglichkeiten des Smartphones werden oft nur in geringem Umfang genutzt. Das Projekt verfolgt die Idee, anhand eines konkreten Bedürfnisses, bewegte Bilder für die Nachwelt herzustellen, die mobilen Geräte besser kennen zu lernen und speziell für die Kurzfilmproduktion zu trainieren.
Um in kurzer Zeit eigene Filmideen zu realisieren, üben Schülerinnen und Schüler und ältere Menschen passende Einstellungsgrößen, Bildkompositionen und die 5-Shot-Technik an regelmäßig stattfindenden Terminen. Gemeinsam diskutieren sie Unterschiede zwischen typischen Home-Videos und professionellen Filmen. Dabei geht es auch immer wieder um den Stellenwert von Film in der eigenen Biografie.
Mithilfe der BMFSJ-Förderung durch die BAGSO konnten die Filmschaffenden dabei auf professionelles Filmequipment zurückgreifen und mithilfe von Audiofunkstrecken diversen Stativen, Gimbals, Tablets und Schnittsoftware semiprofessionelle Ergebnisse produzieren.
Einer der entstandenen Filme beschäftigt sich mit einem fiktiven Gespräch zwischen dem 88-jährigen Großvater und seiner Urenkelin über das „gute Altern“, ein weiterer zeigt verschiedene Übungen, um im höheren Alter fit zu bleiben. Das Sportabzeichen des DSOB war Gegenstand eines dritten Films, der deutlich macht, wie wichtig Sport und Bewegung für gesundes Altern ist.
„Neben der Anwendungsschulung für Seniorinnen und Senioren und Schülerinnen und Schüler war dieses Leuchtturmprojekt eine sinnvolle Möglichkeit, Kreativität und Ideenreichtum mittels digitaler Technik zu fördern und sichtbarer zu machen“, fasst Projektleiter Cornelius Hantscher zusammen.
„Viele Menschen wissen gar nicht, welche kreativen Möglichkeiten Smartphones bieten“, sagt Hantscher. „Für mich ist Filmen eine Art Vehikel: Man steigt in ein Thema technisch ein und hangelt sich daran entlang, um sich intensiver mit einem Thema zu beschäftigen.“
Die unterstützende Ausstattung, die durch die Fördermittel eingesetzt werden konnte, habe dabei einen doppelten Effekt: Einerseits fördere die Auseinandersetzung mit dem zusätzlichen Material die Anwendungssicherheit der Beteiligten mit den eigenen Smartphones und das Verständnis der technischen Abläufe während einer Filmproduktion. Andererseits steigere das Material die Motivation, die Filmideen fokussiert und selbstständig zu realisieren.
So arbeite die Schule nach Beendigung des Projekts im Herbst 2019 gemeinsam mit der deutsch-russischen Gesellschaft Göttingen (DRG) an einer Ausstellung über Erfahrungen von Zeitzeuginnen und -zeugen der Leningrader Blockade während des Zweiten Weltkriegs. Eine Schülerin drehe dabei auch wieder gemeinsam mit zwei Seniorinnen der DRG einen Kurzfilm.
Ebenfalls würden kurze Videosequenzen zu bestimmten pflegerischen Tätigkeiten fortlaufend erstellt. In das neue Curriculum zur generalistischen Pflegeausbildung würden die Erfahrungen des Projekts einfließen. In Form audiovisueller Portfolioarbeit würden zukünftig die Schülerinnen und Schüler der Pflegeschule gemeinsam mit Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen themenspezifische Kurzfilme herstellen.
Die Begegnung der Generationen wäre etwas Besonderes gewesen: „Es ist eine tolle, engagierte Gruppe, die mit viel Freude und Elan an diesem Projekt arbeitet“, berichtet der 90-jährige Teilnehmer, Gerhard Jäschke.
„Die schönste Erfahrung bestand darin, dass die Teilnehmenden auf eine schnelle und niedrigschwellige Weise in intensiven Austausch kamen. Die Geschichten aller Beteiligten wurden erzählt und sind in die jeweiligen Filmprojekte eingeflossen“, ergänzt Hantscher.
YouTube-Video mit Cornelius Hantscher von der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen Süd gGmbH in Göttingen: Er erzählt über das Leuchtturm-Projekt:
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