In unserer Gesellschaft sind negative Vorstellungen über das Alter so tief verankert, dass sie oft auch von älteren Menschen selbst verinnerlicht werden. Diese internalisierten Einstellungen können schwerwiegende Konsequenzen haben: Ältere Menschen mit negativen Sichtweisen auf das Altern neigen dazu, präventive Gesundheitsmaßnahmen zu vermeiden und zeigen ein erhöhtes Sterberisiko. Wenn Alter pauschal mit Gesundheitsabbau gleichgesetzt wird, fehlt oft die Motivation, aktiv an einem gesunden Lebensstil zu arbeiten. Studien zeigen jedoch, dass ältere Menschen, die positiv über das Älterwerden denken, häufiger körperlich aktiv sind. Trotzdem gibt es bislang wenig Forschung darüber, wie man solche negativen Altersbilder effektiv verändern kann.
Genau hier setzt eine Studie von Josephine Menkin und ihrem Team an. Sie untersuchten, ob kurze Botschaften gegen Altersdiskriminierung die Motivation älterer Menschen fördern können, sich gesundheitsbewusster zu verhalten. Die Studie bezog 349 selbstständig lebende Erwachsene zwischen 50 und 92 Jahren ein, die über Gemeindezentren für Senior*innen rekrutiert wurden. Die Teilnehmenden wurden in vier Gruppen aufgeteilt: drei Interventionsgruppen und eine Kontrollgruppe.
Jede Interventionsgruppe erhielt eine andere Botschaft gegen Altersdiskriminierung:
- Gruppe 1 erhielt Botschaften, die negative Ansichten über das Altern reduzieren sollten.
- Gruppe 2 wurde mit Botschaften konfrontiert, die positive Sichtweisen auf das Altern förderten.
- Gruppe 3 sah Botschaften, die die Vielfalt des Alterns betonten, um Altersstereotype aufzubrechen.
Die Kontrollgruppe hingegen erhielt keine Botschaften. Ziel war es herauszufinden, ob diese kurzen Botschaften die Motivation zur Teilnahme an gesundheitsfördernden Aktivitäten – wie körperlichen Fitnessprogrammen – steigern können. Außerdem untersuchten die Forschenden, ob bestimmte Botschaften wirksamer waren als andere.
Die Ergebnisse
Die Studie zeigte, dass die Teilnehmenden der Interventionsgruppen insgesamt motivierter waren, an Fitnessprogrammen teilzunehmen, als jene der Kontrollgruppe. Besonders interessant war, dass dieser Effekt vor allem bei älteren Personen ab 72 Jahren auftrat. Jüngere Teilnehmende fühlten sich offenbar weniger angesprochen, da sie sich selbst noch nicht als „ältere Erwachsene“ sahen, weshalb die Botschaften für sie weniger relevant wirkten. Das deutet darauf hin, dass solche Botschaften vor allem bei Menschen im höheren Alter eine stärkere Wirkung entfalten können.
Bedeutung für die Praxis
Die Forscher*innen vermuten, dass Botschaften gegen Altersdiskriminierung nicht nur die Wahrnehmung des eigenen Alterns positiv beeinflussen können, sondern auch die Haltung gegenüber anderen älteren Menschen. Diese Erkenntnisse könnten praktisch genutzt werden, beispielsweise in Werbekampagnen für Gesundheitsprogramme, um die Teilnahme älterer Menschen zu fördern. Kurz: Mit gezielten Botschaften lässt sich Altersdiskriminierung abbauen und gleichzeitig das Gesundheitsverhalten stärken.
(Quelle: Menkin, J. A., Smith, J. L., & Bihary, J. G. (2022). Brief Anti-Ageism Messaging Effects on Physical Activity Motivation Among Older Adults. Journal of Applied Gerontology, 41(2), 478-485. https://doi.org/10.1177/0733464820960925)